Alpen

Udo, Ralf und Hubert am Timmelsjoch
Udo, Ralf und Hubert am Timmelsjoch

 

Prolog

Wer Udo ein wenig kennt, wird wissen, dass er schon immer ein Mann der Tat gewesen ist. Eine Idee schwirrt in seinem Kopf  herum– und schon begibt er sich ans Werk,  egal, ob nun die Küche renoviert , der Hof neu gepflastert werden soll oder eine Reise geplant wird : sofort (!) wird ein neuer Ordner angelegt, telefoniert, Termine vereinbart, Material bestellt und am nächsten Tag steht die Planung bis ins kleinste Detail. Diesmal lief es ein wenig anders ab.

„Der Jaufenpass ist noch gar nichts, wir müssten einmal den Timmelsjoch-Pass fahren, der bietet noch ganz andere Steigungen“,    sinnierte Hubert nach der Abfahrt vom Jaufenpass in St. Leonard. Er saß auf einer braunen Holzbank zwischen Udo und Ralf und trennte mit seinem Taschenmesser  ein ca. 2 cm dickes Stück von der Vermold – Wappen- Dauerwurst, das er sich mit nur zwei Bissen einverlaibte. „ Schneid mir auch eine Scheibe von der Wurst ab, bitte nicht so dick. erwiderte Udo „ ja klar, können wir doch im nächsten Jahr machen – dann fahren wir alle bekannten Pässe, Alpe D’Huez wollte ich immer schon einmal hoch,“  „Bitte für mich auch eine Scheibe Wurst, nicht so knapp „ forderte ich Hubert auf, nahm das Gespräch eher teilnahmslos wahr  und vergaß die Unterhaltung dann wieder. (Die Bank heißt seitdem die „Wurstbank von St. Leonard“).

Udo hatte das Gespräch auf der Wurstbank nicht vergessen und machte sich kurze Zeit nach unserer letztjährigen Spendentour nach Pisa daran die Planung für eine Alpenpasstour voranzutreiben. Es dauerte nicht lange, schon stand der Reise- Termin, Die Reiseroute samt zu bewältigender  Pässe,  natürlich waren auch schon die Quartiere gebucht, als ich von der Reise erfuhr.  „Wieso, was hast Du denn, Du warst doch dabei, als wir die Tour beschlossen hatte, „erzürnte sich Udo, als ich fragte, wie er auf diese Reise Idee komme und so plötzlich und wir müssten das doch erst besprechen.  Gut, überredet, ist ja nur für eine Woche, die verträgt meine bisherige Urlaubsplanung gerade noch.

Dann musste Maren noch überzeugt werden (Hubert: „das ist überhaupt kein Problem“), die das Begleitfahrzeug lenken sollte und schon stand unser Team - wie auf der letztjährigen Spendentour nach Pisa.

 

1.       Etappe Timmelsjoch. Von Lana nach Ötz

Als Einstieg in unsere einwöchige Alpenpass-Tour servierte  Udo uns den Pass hinauf zum 2500m hohen Timmelsjoch. Ein 29 km langer Anstieg mit oft mehr als 10 % Steigung und - kaum Passagen zum „Luft holen“. Vielen Dank Udo, dass wir diese Erfahrung machen durften! Die Erfahrung, wie es ist, nach 18 km eine Pause einlegen zu dürfen, um Wasser am Café Schönau nachzufüllen. Das Kleine Café zwingt sich dem schon angeschlagenen Pedaleur nachezu zu einem Halt auf. Doch der Anblick der Felswand, der sich uns Radfahrern dann bot, war mehr als erdrückend. Der Puls war kaum auf 130 runter und noch den hastig hineingeschobenen Riegel kauend, konnte man sich selbst nur andächtig  sagen hören:                                             „Sch…, das gibt’s doch gar nicht.“ 

Da halfen auch keine Sprüche mehr „jeder fährt sein Tempo…“

Mit den letzten 11 km musste jeder für sich klar kommen.  Also weiter.
Die Tatsache, dass wir von nicht wenigen Radfahrern überholt wurden, zeigte uns widerspruchslos auf, dass wir uns nicht optimal vorbereitet hatten. Udo hatte ja zumindest sein Training auf Lanzarote abgespult, was sicher kein Fehler war. Meine knappe Vorbereitungszeit von 4-5- Wochen mit meist kürzeren Einheiten war definitiv zu wenig.
Umso erfreulicher war dann das Gefühl , den Anstieg bewältigt zu haben. Auf dem gemeinsamen Foto am Timmelsjoch - Schild mit der Höhenangabe schaut man schon wieder in etwas entspanntere Gesichter.
Auch wenn Hubert am Abend die zart kritisch gemeinte Frage in den Raum stellte, ob das Timmelsjoch denn die richtige Einführungsetappe gewesen sei.

 

2.       Etappe Reschenpass und Stilfser Joch bis Bormio

Nicht allein die Erfahrung, dass sich ein langgestreckter Pass mit reichlich Höhenprozenten einen feuchten Kericht um unseren vorher gesteckten Zeitplan kümmert. Nein, auch das Wetter spielte eine Rolle, war sogar dafür verantwortlich, dass wir nach „Bezwingung“ des Reschenpass‘, den 2. Pass an diesem Tag: das Stilfser Joch aus unserer Planung strichen.

Bei kalter Witterung und teilweisem Nieselregen kamen wir nach kurzer Hochrechnung, zum dem Ergebnis, dass wir unsere geplanten 142 km bis nach Bormio erst in der Dunkelheit erreichen würden.  Also beschlossen wir:  das Stilfser Joch wird uns heute nicht sehen.
Diese Entscheidung störte niemanden, auch wenn wir mit dem Reschenpass nur einen recht harmlosen Berg erklommen haben.

3. Etappe von Bormio bis zum Comer See

Diese Etappe hatte Udo als leichte Bergetappe ausgewiesen und sollte uns über knapp 140 km nach Bellano an den Comer See führen. Heute bestand die Mannschaft nur aus den Fahren Udo und Ralf. Hubert hatte seiner Freundin Maren einen „Kuscheltag“ versprechen müssen. Das war der Deal, damit Maren wieder das Begleitfahrzeug samt Betreuung übernimmt.Wieder konnte das Wetter nicht überzeugen. Bei recht hoher Luftfeuchtigkeit (es regnete leicht bis mäßig) starteten wir in Regenkleidung in Richtung Comer See. Mit etwas Gefälle nahmen wir schnell Fahrt auf und kamen zügig voran – bis uns die Weiterfahrt von einem blauen Schild mit einem weißen Autosymbol darin verwehrt wurde. Kein Problem, Udos Navi kennt noch weitere Wege. Wir verließen die Autostraße  und folgten einem sich reichlich schlängelnden Weg durch die Weinberge. Auch wenn die Steigungen uns wieder auf das kleinste Ritzel unserer Schaltkassette zwang, versöhnte der Blick ins Tal und die knackige Abfahrt. Früher als erwartet erreichten wir am frühen Nachmittag bei fast sonnigem Wetter den schönen Comer See.

 

4. Etappe: Urlaub auf dem Bauernhof (von Bellano nach Salussola - 140km)

"Solch ein Etappenziel muss man erst einmal finden", war Udos Antwort auf unsere fragenden Blicke, als wir nach 140 km an einem einsamen Gehöft inmitten von weitläufigen Felder ankamen. Das sollte nun unser Ziel sein. Sieht ziemlich verlassen aus...

Erst als wir durch ein großes Holztor traten, offenbarte sich ein Feriendomizil, das für Famlien wie geschaffen war, um mit Kindern dort ihren Urlaub zu verbringen. Eine Tischtennisplatte, ein Kicker und diverse Federballspiele luden zu sportlichen Aktivitäten ein.
Das rustikale Ambiente hatte es Udo sofort angetan. Wir nahmen in der mit Sitzgelegenheiten und einer antiken Theke bestückten offenen Scheune Platz.

Trotz des Ruhetages versorgte uns die Hausherrin mit einem einfachen aber vortrefflichen 4-gängign Abendessen. 

Auch die Zimmer strahlten mit ihren antiken Möbeln einen gewissen Charme aus. "Hier werde ich meine goldene Hochzeit feiern", war Udos spontaner Entschluss. "Ich habe schon mit Irmi telefoniert, sie ist damit einverstanden, es ist genau ihr Geschmack, wir sind in solchen Dingen immer einer Meinung...". Die Gäste sollten natürlich selbst anreisen, wobei die sportlichen Herren mit dem Rad die Strecke bewältigen sollten.

Nichts schien Udos spontanen Entschluss mehr ins Wanken zu bringen....

Bis auf die 6 Hähne, die auf dem Anwesen für ein zeitiges Erwachen der Gäste sorgten. Thema erledigt! Nur Irmi musste noch informiert werden.

 

5. Etappe: unerwarte Bergankunft

Am Ende der 5. Etappe zeigte unser Tacho nur 78 km. Dennoch war es unverhofft eine der schwierigsten. Denn unsere Unterkunft lag auf 1500m Höhe noch im italienischen Teil des Zentralmassivs. Wobei die letzten 1100m mussten wir auf 10km erklimmen. Steigungen von 10-17 % und Mittagstemperaturen von um die 30 Grad verhinderten einen runden Tritt. Da uns Udo voher nicht über den Schwierigkeitsgrad dieses Abschnitts informieren konnten (er war selbst überrascht) eierten wir eher dem Ziel entgegen.

Oben angekommen entschuldigte sich Udo für den unerwarteten Anstieg und wollte sich in dem Cafe/Restaurant mit einem kühlen Bier revanchieren. An der Theke fragte Udo den Servierer: "Bier?!" und zeigte drei Finger. Eigentlich ganz einfach und exakt kommuniziert. Wenn nicht der italienische Barkeeper mit seinen verschiedenen Biersorten brillieren wollte und einige, auch einheimische Marken aufzählte. Udo antwortete mit seinen Händen, in dem er die Größe einer Halbliterflasche simulierte: "Diese Größe".

Alles klar, wir bekamen unser Bier.

 

6. Etappe: die legendären 21 Kehren nach L'Alpe D´Huez

Heute stand ein Klassiker der Radsportgeschichte auf unserem Programm: L'Alpe D´Huez, oder den "Marco Pantani-Gedächtnis-Hügel". 1997 erklomm der Italiener die 1850 m hochgelegene Zielankunft nach 13,8 km in nur 37:35 Min.  Wir waren nicht ganz so schnell und benötigten ca. die doppelte Zeit. Die Etappe ließ sich gut fahren und der Anstieg erwies als durchaus machbar.  Von zahlreichen Radfahrern begleitet, konnte sich jeder seine Gegner aussuchen. Insgesamt ein tolles Erlebnis.

In dem Ort Le Bourg -d'Oisin, der direkt am Fuße des Anstiegs zu L'Alpe'd'Huez gelegen ist, hatten wir unser Quartier bezogen. Hier ist alles auf den Radsport-Tourismus eingerichtet. In dem Restaurant, in dem wir einkehrten, gab es eine "Wall of Fame", auf der sich die Bezwinger von L'Alpe d'Huez verewigen konnten.

Keine Frage, auch wir schrieben unsere Namen, das Datum und die gefahrene Zeit an die Wand.

 

 7. Etappe: Entscheidung am Galibier

Am letzten Tag unserer Alpentour haben wir uns einen Wettkampf vom Col du  Télégraphe zum Col du Galibier gegönnt. Der Aufstieg zum L'Alpe d'Huez hatte unsere Zuversicht gestärkt heute zwei Pässe in Angriff zu nehmen. Zunächst ging es hinauf zum 1566m hohen Col du Télégraphe . Der Pass ist vor allem durch die regelmäßigen Überquerungen der Tour de France bekannt. Um die Nordseite des Col du Galibier zu befahren muss erst der Télégraphe bewältigt werden. An dem 12 km langen Anstieg sparten wir zunächst unsere Kräfte und gingen den Pass bedächtig an, liegt doch nach einer kleinen Abfahrt der 18 km -Anstieg zum Col du Galibier noch vor uns.

Ab hier startete ein Wettkampf, haupfsächlich mit niederländischer Beteiligung, bei dem wir plötzlich und unverhofft mitmischten. Ein anstrengendes Unterfangen aber in erster Linie ein tolles Erlebnis, das mit einer einzigartigen Zielankunft belohnt wurde. Auf dem 2642m hohen Gipfel applaudierten Zuschauer und wir wurden mit Getränken, Kuchen und Bananen versorgt.

In der kleinen Video-Sequenz konnte ich von Huberts Zieleinlauf aufnehmen. Ein Spurt bei 10% Steigung verbesserte nochmals seine Platzierung.

 

Huberts Endspurt am Galibier
Hubert Zielankunft Galibier.3gp.mp4
MP3 Audio Datei 49.2 MB
Ralf im Ziel am Col du Galibier
Ralf im Ziel am Col du Galibier
Hubert, Ralf und Udo auf 2642 m Höhe und nach 2 Pass-Bewältigungen
Hubert, Ralf und Udo auf 2642 m Höhe und nach 2 Pass-Bewältigungen

Trainingszeiten:

  • Sonntags: 09:30 (ganzjährig)
  • Dienstags: 17:00 (nur Sommer)

Treff: ehem. Gasthof Vahlenkamp

Gastfahrer sind wie immer herzlich willkommen!

Wintertraining MTB:
Sonntags    9:00 Uhr

Treff bei Udo Lange Kirchenbrede 5 in Versmold-Bockhorst

 

Handball und Radsport:

www.spvg-hesselteich.de